Zeitungsbericht

Im Februar ist ein ausführliches Interview in „meinStadtkurier“ erschienen, das hier nachzulesen ist.


Staffelübergabe bei der Telefonbrücke: Gisela Bohn und Leo Engenhorst sind zwei der ehrenamtlich Engagierten, die mittwochs zum Hörer greifen, wenn alleinstehende Mitbürger jemanden zum Reden suchen.  FOTO: Christiane Schulz

Ein „Draht“ zur Welt

Einsamkeit im Alter: Die „Telefonbrücke“ will helfen.

Bocholt (cs). Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil der Alleinlebenden zu: mehrheitlich bedingt durch den Tod des Partners, oder aber durch Scheidung oder Trennung. Wer dann noch in seiner Mobilität eingeschränkt ist, der droht zu vereinsamen. Hier möchte der Verein „Sehen.Helfen.Handeln.“ Unterstützung bieten.

Einfach mal mit jemandem reden

Seit einem Monat gibt es die „Telefonbrücke“. Sie will Wege aus der Einsamkeit aufzeigen.

Bocholt (cs). Exakt seit einem Monat gibt es in Bocholt ein neues Angebot für ältere Mitbürger: die Telefonbrücke des Vereins „Sehen.Helfen.Handeln.“ Mit dem Angebot des telefonischen Kontaktes soll der Vereinsamung im Alter entgegenwirkt werden. StadtKurier-Redakteurin Christiane Schulz sprach mit der Vereinsvorsitzenden Hildegard Frieling-Heipel.

Frau Frieling-Heipel, auf den Tag genau seit einem Monat gibt es nun die Telefonbrücke. Wie verliefen die ersten Wochen?

Hildegard Frieling-Heipel:

Wir sind am 9. Januar mit einem kleinen Neujahrsempfang für alle, die uns beim Aufbau der Telefonbrücke unterstützt haben, gestartet. Seitdem ist immer mittwochs von 10 bis 18 Uhr der Anschluss der Telefonbrücke erreichbar. Die Zahl der Anrufe ist erwartungsgemäß noch sehr überschaubar. Aber schon die ersten Anrufe haben gezeigt, wie schnell man in einen Teufelskreis geraten kann, wenn die eigene eingeschränkte Mobilität die Aktivitäten außerhalb der Wohnung sehr behindert sind und man nicht mehr über Kontakte im Umfeld verfügt, die einen unterstützen können.

Warum ist die Resonanz Ihrer Meinung nach noch recht verhalten?

Frieling-Heipel: Die Telefonbrücke für Senioren ist ein neues Angebot und die Zielgruppe, die wir vorrangig erreichen wollen, sind die Seniorinnen und Senioren, die allein sind und nur noch wenig Kontakte haben. Diese Menschen sind oft, wie schon gesagt, aufgrund eingeschränkter Mobilität auch wenig unterwegs. Es bedarf deshalb unsererseits verschiedener Aktivitäten, um unser Angebot bei der Zielgruppe bekannt zu machen. Dies wird häufig nur über Dritte gelingen. Zurzeit sind wir aktiv dabei, alle Möglichkeiten zu nutzen. Es ist eine sehr schöne Erfahrung, zu erleben, wie sehr uns von vielen Seiten Unterstützung zuteilwird.

Sie sind aber sicher, dass es einen entsprechenden Bedarf in Bocholt gibt?

Frieling-Heipel: Die demografische Entwicklung und die Erwartungen an die jüngere Generation bezüglich beruflicher Flexibilität sind nur zwei Themen, die dafür sprechen, dass auch in Bocholt die Zahl der Senioren steigt, die im Alter allein sind. Kinder und Enkelkinder wohnen oft berufsbedingt nicht am Ort und Partner und Freunde sind schon verstorben oder pflegebedürftig. Und wer Kontakt hat zu Menschen, die in der Seniorenbetreuung tätig sind, weiß, dass Einsamkeit auch in Bocholt ein Thema ist. Die sehr positive Resonanz, die wir in vielen Gesprächen während der Aufbauphase unseres Projektes erfahren haben, werte ich auch als Zeichen, dass die Menschen wissen, dass es einen Bedarf für das Projekt gibt. Sollten wir uns irren, was ich nicht glaube, werden wir unsere Aktivitäten einstellen.

Mit welchen Anliegen können sich die Senioren überhaupt an die Mitarbeiter der Telefonbrücke wenden?

Frieling-Heipel: Es genügt, dass sie mal mit jemanden reden oder etwas erzählen wollen, weil ihnen zum Beispiel ein Gesprächspartner fehlt. Die Gespräche sind vertraulich und kostenlos. Aber auch bei Fragen nach neuen wohnortnahen Kontaktmöglichkeiten oder anderen Fragen helfen wir gerne weiter, soweit es für uns als Ehrenamtliche möglich ist.

Ist es denkbar, dass über die Gespräche am Telefon hinaus, andere Angebote für ältere Menschen aus der Telefonbrücke entstehen?

Frieling-Heipel: Wir sind jetzt erst mal mit dem zeitlich auf Mittwoch begrenzten Angebot der Telefonbrücke für Senioren gestartet. Die Erweiterung des zeitlichen Angebots und ein eventueller Ausbau orientiert sich am Bedarf, der sich uns zeigt und an den Möglichkeiten, die wir mit unserem ehrenamtlichen Team bieten können. Im Netz der Angebote für Senioren in Bocholt sind wir ja auch nicht allein, wir sind nur ein „kleiner Knoten“ darin und werden mit den anderen im Netz zusammenarbeiten. Wir gehen bewusst den Weg der kleinen Schritte, damit wir das auch leisten können, was wir ankündigen.

Ihr Team besteht aus elf Ehrenamtlichen. Wie bereiten Sie diese auf eine solche Aufgabe vor?

Frieling-Heipel: Die jetzt aktiven Ehrenamtlichen sind in den zurückliegenden drei Monaten geschult worden. In mehrstündigen Blöcken sind unter anderem Themen wie: die Angebote und Hilfen für Senioren in Bocholt; die besonderen Lebenssituationen im Alter und die Gesprächsführung bearbeitet worden. Bei der Gesprächsführung war insbesondere das aktive Zuhören am Telefon in Theorie und Praxis ein Schwerpunkt. Natürlich findet auch weiterhin eine Begleitung statt. Einmal monatlich gibt es ein Teamtreffen.

Sind Sie noch auf der Suche nach weiteren Helfern?

Frieling-Heipel: Ich freue mich sehr, dass wir auf ein sehr motiviertes, engagiertes und gut geschultes Team zurückgreifen können. Aber natürlich werden wir unser Team auch weiter ausbauen, denn die Gründe, dass jemand kurz- oder langfristig ausfällt, können sehr vielfältig sein. Entsprechende Erfahrungen mussten wir schon machen. Mir ist es ein großes Anliegen, dass wir die Ehrenamtlichen zeitlich nicht überfordern. Das Engagement soll Freude machen, aber es soll auch Zeit für andere Interessen bleiben.

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